Die DAK untersucht in ihrem Psychreport regelmäßig die psychische Gesundheit der Arbeitnehmenden in Deutschland. Die Zahlen aus dem aktuellen Report lassen aufhorchen: Das Niveau der Krankentage aufgrund psychischer Erkrankung ist innerhalb von zehn Jahren um 41 Prozent auf ein neues Rekordhoch gestiegen. Auch die Dauer der durchschnittlichen Krankschreibung ist in diesem Bereich auf ein Rekordhoch gestiegen. Sie lag bei 39,2 Tagen. Der Psychreport der DAK zeigt damit erneut auf, wie stark psychische Erkrankungen Arbeitnehmer:innen beeinträchtigen. Er verdeutlicht darüber hinaus, dass psychische Erkrankungen einen wesentlichen Risikofaktor für den Erfolg eines jeden Unternehmens darstellen – und lässt sich damit durchaus als Handlungsaufforderung an Personaler:innen verstehen.

Depression, Anpassungs- und Angststörungen

Der häufigste Krankschreibungsgrund aus dem Bereich der psychischen Erkrankungen war die Depression. Die stärksten Anstiege gab es hingegen bei den Anpassungs- und Angststörungen. Andreas Storm, Vorstandschef der DAK, führt den merklichen Anstieg der Erkrankungen auch auf die pandemiebedingten Belastungen zurück. Er sieht jedoch auch andere Probleme: Menschen würden heute zwar offener mit psychischen Erkrankungen umgehen, in Unternehmen seien sie jedoch weiterhin weitgehend tabuisiert. Das wiederum führt dazu, dass keine wirksamen Gegenmaßnahmen auf Unternehmensebene ergriffen werden. Der Vorstandschef der Krankenkasse macht damit auf ein wichtiges Problem aufmerksam: Während gesamtgesellschaftlich eine stärkere Thematisierung psychischer Erkrankungen stattfindet, hinken viele Unternehmen hinterher. Dort jedoch verbringen die Menschen einen Großteil ihrer Lebenszeit und dort werden vielfach die Weichen für die psychische (wie auch für die körperliche) Gesundheit gestellt.

Am stärksten betroffen ist in der Erhebung die Gruppe der 55- bis 59-Jährigen – und damit die derjenigen, die in Unternehmen meist Führungspositionen bekleiden. Den stärksten Anstieg hingegen gab es in der Altersgruppe der Über-60-Jährigen.

Aufklärung und Entstigmatisierung

Storm sprach sich im Rahmen der Veröffentlichung des aktuellen Psychreports klar für eine von der Bundesregierung geplante Aufklärungs- und Entstigmatisierungskampagne aus. Er hofft, dass Arbeitgeber dadurch dazu bewegt werden, Stress und andere Belastungen stärker in den Fokus zu rücken.

Tatsächlich liegt hier in den meisten Unternehmen viel ungenutztes Potential verborgen: Wer psychische Belastungen anerkennt und offen mit ihnen umgeht, kann Mechanismen implementieren, die sie abfedern oder sogar präventiv wirken. Damit lässt sich langfristig nicht nur die Gesundheit der Arbeitnehmenden erhalten, sondern auch der Erfolg des Unternehmens: Weniger Krankentage und leistungsfähigere Mitarbeitende mindern Kosten und steigern die Leistung des Gesamtunternehmens. Im Grunde lassen sich derartige Angebote als äquivalent zu anderen Formen des betrieblichen Arbeitsschutzes verstehen. Heute etwa würde kein Metallbauunternehmen seine Mitarbeitenden ohne Helme und Ohrschutz arbeiten lassen, da sie andernfalls schnell und womöglich dauerhaft krankheitsbedingt ausfallen. Hinsichtlich psychischer Erkrankungen sind derartige Schutzmechanismen noch nicht stark etabliert – was sowohl den Arbeitnehmenden als auch den Unternehmen schadet. Der Psychreport, der immer wieder die psychische Gesundheit von Arbeitnehmenden in Deutschland untersucht, lässt sich mit seinen alarmierenden Zahlen daher auch als Aufforderung an Personalabteilungen verstehen, hier endlich andere Wege zu beschreiten. Nur, wer die enorme Krankheitslast im psychischen Bereich sieht, so der Grundgedanke, kann dem Problem effektiv begegnen.

 

Betriebliches Gesundheitsmanagement mit Schulungen und Coachings

Der Königsweg zur Vermeidung psychischer Erkrankungen im Arbeitskontext besteht in der Etablierung eines leistungsfähigen betrieblichen Gesundheitsmanagements. Psychoedukation, Schulungen für Teams und Führungskräfte sowie Coachings einzelner Mitarbeitender können dabei helfen, Risiken zu erkennen und tragfähige Lösungen zu ermitteln. Hinzu kommen Angebote zum Stress- und Zeitmanagement, die eher auf individueller Ebene ansetzen und ebenfalls im Coaching vermittelt werden können. Jede Investition in diesen Bereich lässt sich betriebswirtschaftlich als Investition in das Humankapital des Unternehmens verstehen – und damit als sehr sinnvoll angelegtes Geld, das mit der Zeit enorme Renditen einbringen wird. Es ist daher aus gleich mehreren Gründen an der Zeit, psychische Erkrankungen nicht länger als Kollateralschäden zu verstehen, sondern auch als vielfach vermeidbare Produkte ineffizienten Personalmanagements.

Als Wirtschaftspsychologin biete ich Schulungen und Coachings an, die den Mitarbeitenden wichtige Kompetenzen des Selbstmanagements vermitteln und sie so fit machen für eine herausforderungsreiche Arbeitswelt.